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Warum dieser Büchner? Die freie Musiktheater-Truppe um Wolf-Dieter Gööck und Milko Kersten widmet sich einem ausgesprochen wertvollen Stück deutscher Theatergeschichte. Vor Jahren gab es damit schon einmal eine für Kinder und Jugendliche konzipierte, gekürzte Annährung der Serkowitzer, aus der der Wunsch entstand, sich diesem Text einmal in Gänze zu widmen. Die Möglichkeit, dass die Geschichte von Leonce und Lena an theatralischer Relevanz verlieren würde, hat sich zumindest bis in das Jahr 2018 nicht in Wirklichkeit verwandelt: „Leonce und Lena“ ist eine bis heute gültige Satire auf die deutsche Kleinstaaterei, die in dem nach 1945 in der Bundesrepublik installierten und nach 1989 auch für die ehemalige DDR übernommenen Föderalsystem fort zu existieren scheint. Sie handelt zudem exemplarisch davon, dass die jüngere Generationen sich der Verantwortungsübernahme entzieht und auf der Suche ist, sich selbst gesellschaftlich relevant zu artikulieren. Die Theater sind oftmals unentschieden, ob sie Büchners Stück für Heranwachsende oder für Erwachsene erarbeiten sollen. Die Serkowitzer Volksoper in ihrer inzwischen wohlbekannten, unkonventionellen Herangehensweise macht deshalb beides.

Prinz und Prinzessin, die sich gar nicht kennen, wollen sich (irgendwie logisch) auch nicht heiraten, fliehen unabhängig voneinander, laufen sich in der Fremde übern Weg, verlieben sich unsterblich und verschaffen sich durch einen Trick die Heiratsurkunde, worauf ihnen erst klar wird, wen sie da eigentlich geehelicht haben. Aber wer soll die Verantwortung fürs große Ganze übernehmen, wenn Leonce und Lena sich drücken und nach Italien abzwitschern?

Ein bittersüßes Stück, das – bei allem Sarkasmus – von Komik und einem unglaublichen Wortwitz lebt. Die Serkowitzer kleinstkammersinfonische Instrumentierung im Einklang mit schönster Sangeskunst macht Büchners Vorlage zu einer Volksoper in angenehm rezipierbarer Länge.

Worum es in LA DEUTSCHE VITA geht – Gedanken von Wolf-Dieter Gööck
Im Jahre 1968 entlud sich die Wut junger Leute über ihre Vätergeneration in heftigen Studentenrevolten – sie hatten weiß Gott allen Anlass. 50 Jahre später muss man, gelinde gesagt, erstaunt sein über so viel Zurückhaltung. Wo sind sie denn, die hyperintelligenten Nachwachsenden? Machen sie gerade Party, oder bügeln sie ihre Nadelstreifenhosen, oder sind sie gerade auf dem Selbsterfahrungstrip? Oder warum sonst lassen sie es zu, dass die Vereinigten Staaten, der selbsternannte Hort von Freiheit und Demokratie, von einem Psychopathen regiert werden, dass in Italien eine egomanische Mumie wieder nach der Macht greift (man könnte ebenso gut Mussolini exhumieren), dass in Syrien der Dreißigjährige Krieg wiederholt wird usw. usw.?

Das sind Fragen, die, in dieser Unverblümtheit gestellt, einen lauen Sommeropernabend gehörig verderben würden. Das muss ja nicht sein. Aber mit so was im Hinterkopf liest sich Büchners „Leonce und Lena“ natürlich anders. Auch hier ist es ein junger Kerl, ein wirklich helles Bürschchen, dem nichts Besseres einfällt, als in den warmen Süden abzudüsen - um keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Hier ist er, der Link zur Gegenwart, und hier müssen (wollen) wir Büchner ein wenig rupfen. Schade um Büchner, denn gerade seine großartige, verschwurbelte Sprache macht dieses Stück aus, aber sie ist, in allen Figuren wiederkehrend, dann doch fürs Theater eher langweilig. Viel interessanter erscheint es uns, zum Beispiel Leonce's Diener Valerio als bodenständig anzunehmen, so dass ein Verhältnis wie zwischen Puntila und seinem Knecht Matti entsteht. Und Lena? Folgt man der Annahme, dass die Rettung der Menschheit von Frauen bewerkstelligt werden muss (die Kerle sind einfach zu unreif, sorry), dann ist sie es vielleicht, die ihn dazu bringt, sich verdammt nochmal die Krone aufzusetzen.

Auch dann werden es die beiden schwer haben - der alte Apparat ist ja noch da, die Hofschranzen, die ihre Pfründen verteidigen werden bis aufs Messer, in dem Punkt sind sie wirklich fit…

Wer das Treiben der Serkowitzer Volksoper in den letzten Jahren verfolgt hat, kennt diese unsere Denkweise. Dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass wir nicht explizit genug sind, nicht konsequent genug in unseren Aussagen, oder auch einfach zu albern, so dass immer wieder en passant ein spaßiger Theaterabend draus wird. Das wird, fürchte ich, auch diesmal so kommen. Aber mit Hintersinn, versteht sich - damit wir uns vor Büchner und Brecht nicht schämen müssen.

Die Musik in LA DEUTSCHE VITA – Gedanken von Milko Kersten
Opernaufführungen stehen gewöhnlich unter dem Verdacht, etwas elitär zu sein – Theater für ein Spezialpublikum mit entsprechendem Hang zur Separierung. Wenn die Serkowitzer Volksoper das Wort „Volk“ im Namen führt, so ist das ein Hinweis auf unseren Anspruch: eben diese Barriere abzubauen und Opern, bei hohem musikalischem Anspruch, so zu spielen, wie uns und den Leuten der Schnabel gewachsen ist. Die Produktionen der letzten Jahre brachten Opern, manchmal sogar mehrere in einer Saison, in eine neue Form. Nahezu alle Noten stammten von den großen Meistern (Ob Gluck, Orff oder Offenbach; Mozart war immer dabei … seine Noten braucht es scheinbar nun einmal), nur der Mut zum Schneiden und die Instrumentierung waren meinem Kopf und meiner Feder entsprungen. Die kleinstkammersinfonische Instrumentierung (kein Abend ohne das Signet Melodica…) sowie die Darbietung durch die Musi nad Labem im Einklang mit schönster Sangeskunst brachten die Dramen auf eine bequem rezipierbare Länge zurück und erweiterten dabei dennoch den Horizont des klanglichen Geschehens.

Getreu unseres selbstauferlegten Gelöbnisses, uns in jedem Jahr neu zu erfinden, wird in 2018 nahezu keine Note von einem unserer verehrten Großmeister erklingen. Kürzeste Zitate werden zwar meiner Hochachtung vor den Herren Puccini, Verdi, Debussy, Weill oder MOZART und vor deren wunderbarer Musik Ausdruck verleihen – sie aber im Original als Schauspielmusik für Büchners Vorlage zu nutzen, schien mir unangebracht.

Wir wollen auch in diesem Jahr ein Musiktheater kreieren, das im guten Falle als Fugen-Masse am Riss des öffentlichen Zusammenhalt-Baus wirken wird. Deshalb die Entscheidung für den bereits musikalisch klingenden Text Büchners und deshalb mein Wagemut, selbst Hand anzulegen und für mein Ensemble Noten auf dessen Leib zu schreiben – das Ergebnis: eine Schauspielmusik – melodisch, dem Text dienend, (hoffentlich) witzig, sich mitunter den Raum nehmend, der die Verwendung des Begriffes Musiktheater rechtfertigt, ohne sich selbst aber in den Vordergrund zu drängen. Eben aufgeschriebene Improvisationen, von mir fein, da an der Musikakademie im Tal des süßen Gesterns ausgebildet, in A-B-A-Formen geschmiedet.

Altes und Neues im 2018er Jahrgang
Auf der Zirkuswagenbühne werden in LA DEUTSCHE VITA altbekannte und neue Gesichter zu sehen sein. Marie Hänsel und Cornelius Uhle gehören ja quasi zum Inventar und sind als Lena bzw. Leonce zu erleben. Der junge Dresdner Bariton Claudius Ehrler kehrt nach vier Jahren zur Serkowitzer Volksoper zurück – er war zuletzt 2014 als Erbförster Kuno in JOHOTRALLALA! im Ensemble und gibt nun Lenas Gouvernante. Neu im Ensemble sind Altus Stefan Kunath aus Dresden, der in gleich vier Rollen schlüpfen wird, sowie der Schauspielstudent Clemens Kersten als Valerio und Hofmeister, der bereits 2013 als Regieassistent sein Volksoper-Debüt gab.

Beim Kostüm- und Bühnenbild greift die Serkowitzer Volksoper auf die überaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ausstatterin Coco Ruch zurück, die nach der farbreichen Ausstattung z.B. der Produktion PRÄLUDIUM UND UNFUG, für LA DEUTSCHE VITA nun ein schwarz-weißes Farbenspiel entworfen hat.

Sommerregen? Kein Problem!
Wie schon in den vergangenen drei Jahren bespielt die Serkowitzer Volksoper wieder den zur Bühne umgebauten Zirkuswagen der Saloppe Dresden. Davor sitzen die Zuschauer stets regensicher überdacht und dennoch unter freiem Himmel. Neu ist, dass in diesem Jahr alle Besucher auf Stühlen Platz nehmen dürfen. Und für den Fall, dass es an einem der Spätsommer-Vorstellungsabende schon ein bisschen frischer wird, hält das Saloppe-Team eine begrenzte Anzahl an Decken für die Besucher bereit.

Tickets? Unbedingt den Vorverkauf nutzen!
Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt: Kartenerwerb im Vorfeld sichert einen unterhaltsamen Musiktheaterabend mit der Serkowitzer Volksoper. So waren in der 2017er Spielzeit alle Vorstellungen ausverkauft, ein Ticket an der Abendkasse zu ergattern war stets mit viel Glück verbunden. Auch wenn es in diesem Jahr acht statt sechs Opernabende in der Saloppe geben wird, ist doch die Zahl der Plätze auch wegen der neuen Bestuhlung nach wie vor begrenzt.

 

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