Saloppe - Du willst es doch auch

BIERGARTEN
mit Speisen und Getränken
wieder zur Saison 2024

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Das 2023er Ensemble

Auf der Bühne zu erleben sind die aus verschiedenen Serkowitzer Produktionen der vergangenen Jahre bekannten Sänger:innen Julia Böhme (Alt), Dorothea Wagner (Sopran) und Philipp Schreyer (Bariton). Darüber hinaus wurde der junge Tenor Yonah Raupers für das 2023er Ensemble gewonnen. Auch Wolf-Dieter Gööck (Bass) steht diesmal wieder selbst auf der Bühne. Zudem zeichnet er auch in diesem Jahr für Libretto, Inszenierung und Regie verantwortlich.

Milko Kersten, der wie gewohnt die Musik arrangiert hat, übernimmt auch die musikalische Leitung und bedient die Tasten. Das Minimalorchester „Musi nad Labem“ umfasst neben ihm selbst drei weitere Serkowitz-erfahrene Musiker:innen: Karina Müller (Violine), Daniel Rothe (u.a. Klarinette) und Dietrich Zöllner (u.a. Violoncello). Neu im Team ist der erfahrene Ausstatter Tom Böhm, der das Kostüm- und Bühnenbild für BÖSER CLOWN gestaltet.

AUF DER BÜHNE:
Julia Böhme (Alt)
Wolf-Dieter Gööck (Bass)
Yonah Raupers (Tenor)
Philipp Schreyer (Bariton)
Dorothea Wagner (Sopran)

MUSI NAD LABEM
Milko Kersten (Tasten, Percussion)
Karina Müller (Violine, Percussion)
Daniel Rothe (Klarinetten, Saxofon, Percussion)
Dietrich Zöllner (Kontrabass, Violoncello, Gitarre, Althorn)

Inszenierung / Dramaturgie / Buch: Wolf-Dieter Gööck
Musikalische Einrichtung & Leitung: Milko Kersten
Ausstattung: Tom Böhm
Maske: Mia Kersten
Technik: Dirk Wirzbicki
Regieassistenz: Lea Tabita Schmidt
Korrepetition: Zhanna Dedusenko, Daniel Sun

VITAE aller Beteiligten finden sich unter www.serkowitzer-volksoper.de/ensemble.php

 

Crowdfunding via 99 Funken

Auch wenn Vorstellungen der Serkowitzer Volksoper in aller Regel gut besucht sind und das Projekt von der öffentlichen Hand gefördert wird, reichen Ticketeinnahmen und Fördergelder bei aller Sparsamkeit und ehrenamtlichen Unterstützung durch Vereinsmitglieder leider nicht aus, um die Produktionskosten zu decken. Weitere Geldmittel einzuwerben, ist deshalb existenziell für die Gesamtfinanzierung und damit für die Realisierung des Projekts.

„Überall steigen die Kosten, das spüren auch wir deutlich. Dennoch sind unsere Eintrittspreise gegenüber 2022 unverändert geblieben. Wir setzen dieses Jahr wieder auf eine Kampagne bei 99 Funken, der Crowdfunding-Plattform der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, und hoffen auf die großzügige Unterstützung unserer Fans und Freunde sowie von Menschen, die uns vielleicht noch nicht kennen, aber bedingungslos unkonventionelles und niedrigschwelliges Musiktheater zu schätzen wissen. Und auch abseits des Crowdfundings freuen wir uns über jede kleine oder große Finanzspritze“, sagt Philipp Schreyer, seit Anfang des Jahres 2023 Vorsitzender des Serkowitzer Volksoper e.V..

Die Crowdfunding-Kampagne der Serkowitzer Volksoper startet in den nächsten Tagen, läuft bis einschließlich 16. Juni 2023 und ist über den Link www.99funken.de/serkowitzer-volksoper-2023 abrufbar.

Tickets ab sofort im Vorverkauf

Zu den insgesamt elf Vorstellungen von BÖSER CLOWN in der Dresdner Sommerwirtschaft „Saloppe“ gibt es jeweils 152 Sitzplätze und der Zuschauerraum wird – nach dem positiven Feedback des Publikums – auch diesmal wieder halbrund bestuhlt. Und die Erfahrung aus den Vorjahren zeigt: Kartenerwerb im Vorfeld ist unerlässlich für einen unterhaltsamen Musiktheaterabend mit der Serkowitzer Volksoper. Außerdem haben die Besucher:innen in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, ihren Sitzplatz bereits im Rahmen des Vorverkaufs auszuwählen und zu sichern.

Tickets gibt es seit dem 8. Mai 2023, 12.00 Uhr in drei verschiedenen Preiskategorien im Internet unter www.serkowitzer-volksoper.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Sommerregen? Kein Problem!

Wie schon in den vergangenen sieben Jahren bespielt die Serkowitzer Volksoper auch 2023 wieder den zur Bühne umgebauten Zirkuswagen der Saloppe Dresden. Davor sitzen die Zuschauer stets regensicher überdacht und dennoch unter freiem Himmel.

Das Vorhaben wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden sowie von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.

 

Wolf-Dieter Gööck über die Inszenierung

»Kann man alljährlich aufs Neue zu vergnüglichen Theaterabenden einladen, in eine Umgebung, die dem freundlichen Grundton der Stücke zuarbeitet, ohne das gesellschaftliche Umfeld außer Acht zu lassen? Kann man die Politik ins Musiktheater mit hineinnehmen, ohne künstlerisch flach zu werden? Wo liegt die Grenze zwischen Kunst und politischer Erörterung?

Ein Blick in die Musikgeschichte lehrt: unsere Vorgänger:innen sind immer von diesen Fragen umgetrieben worden, und oft sind gerade diejenigen ihrer Werke, die der Zeit einen Spiegel vorhalten, die besten - seien es Puccinis "Tosca", Dessaus "Lukullus" oder die mit spitzer Feder geschriebenen Satiren eines Jacques Offenbach.

Ohne denjenigen das Wort reden zu wollen, die meinen, es sei früher alles besser gewesen, oder wenigstens nicht ganz so schlimm (wie kann man so etwas sagen angesichts der Grausamkeiten des Dreißigjährigen Krieges oder der Ungeheuerlichkeit des Holocaust?) - der aufmerksame Beobachter könnte immerhin feststellen, dass die Realität (wieder einmal) die Satire in den Schatten stellt.

Wer, um aus Nazideutschland fliehen zu können, falsche Papiere brauchte, musste eine verschwiegene Werkstatt aufsuchen, wo in mühevoller Handarbeit Passbilder ausgetauscht oder retuschiert und Unterschriften und Stempel gefälscht wurden - die diesbezüglichen Möglichkeiten waren damals noch recht eingeschränkt. Dasselbe galt für das verbale Verbreiten von Lügen, und es bedurfte eines nationalen Kraftaktes, bis das deutsche Volk flächendeckend ausgestattet war mit der "Goebbelsschnauze", dem Einheitsradio, aus dem der Wind wehte, nach dem man sein Mäntelchen zu hängen hatte. Wie armselig muten diese Technologien heute, Anfang des 21. Jahrhunderts an, zu einer Zeit, da in jedem Haushalt (mindestens) ein hochentwickeltes Gerät steht, äußerst sensibel mit allen Winkeln der Welt verbunden und bereit, Lügen entgegenzunehmen und weiterzuleiten; wie phantasielos die Dystopien eines George Orwell angesichts ganzer Völker, die jegliche Informationen hinausposaunen und freiwillig und auf eigene Kosten ihre Wohnungen verwanzen…

Wieder und wieder wird versucht, die entwichenen Geister zurückzustopfen in die Flasche - diesmal ist es ChatGPT, eine Software, die auch den Schreiber dieses Beitrags überflüssig machen könnte; man versteht den Verbotsreflex und weiß doch aber gleichzeitig: alles, was Menschen erfinden und was Gewinne abzuwerfen verspricht, wird durchgesetzt und geht ein in unseren Alltag, und wenn's der letzte wäre.

Eine Welt, in der Wahrheit und Lüge, Expertise und Klugscheißerei, Nachdenken und Bullshit immer schwerer zu unterscheiden sind, ist der ideale Nährboden für Karrieristen, für clevere Leute, die sich den Weg "nach oben" freischaufeln; die den Eindruck erwecken, sie könnten mit einem Federstrich alle Probleme lösen; die sich dem unzufriedenen Michel als Führer anbieten und ihn doch nur als Trittbrett brauchen für den eigenen Aufstieg - eine Spielwiese für Leute vom Schlage eines Donald Trump, der einmal als "böser Clown" bezeichnet worden ist.

Da hätten wir ihn also: den "bösen Clown", den Harlekin, der hinter einer derb-fröhlichen Entertainmentfassade seine ganz persönlichen Interessen verfolgt - Busonis "Arlecchino", angesiedelt irgendwann vor langer Zeit in Bergamo und getränkt mit dem Unbehagen des Jahres 1914, der Entstehungszeit des Stückes, als der Erste Weltkrieg heraufdämmerte. Dieser Arlecchino, der mit einem lockeren Spruch den ganzen Ort und vornehmlich den weltfremden Schneider übern Tisch zieht, der das Drohszenario einer bevorstehenden Barbareninvasion heraufbeschwört, der schließlich den Schneider rekrutiert und in einen fiktiven Krieg schickt, und all das, um dessen Frau abschleppen zu können - diesen Typen kennen wir.

Und wir hätten es schade gefunden, uns mit Busonis Finale von ihm zu verabschieden. So lassen wir ihn nach der Pause weiterleben, diesmal in der Gegenwart und im Begriff, sich von der Privatperson zum Politiker zu mausern.

Politikerschelte ist wohlfeil in dieser Zeit, aber das ist nicht unser Thema. Es geht ums genaue Hinschauen, um die kleine oder große Mühe, die sich das Wahlvolk machen muss, um zu unterscheiden zwischen denjenigen, die um das Gemeinwohl bemüht sind (denn auch die gibt es), und denjenigen, die das nur behaupten. Einstweilen zeigen wir unseren Arlecchino vor, und mit ihm die Mechanismen, derer er sich bedient; wir tun das lustvoll und mit einem Lachen - einem Lachen, das geeignet sein soll, wie ein Walpurgisfeuer die Geister des Winters zu vertreiben.«
 

Milko Kersten über die Musik

»Zwei Dinge kann Musik insbesondere: uns zeitweise in eine andere Welt entführen, die reale Welt „vergessen machen“ einerseits und auf künstlerische Weise direkt die gesellschaftliche Gegenwart spiegeln - nicht im Sinne dessen, was wahr ist, sondern dessen, was wahr sein könnte. Wenn die Serkowitzer Volksoper zudem das Wort VOLK im Namen führt, so ist das ein Hinweis auf unseren Anspruch: genreimmanente Barrieren abzubauen und Opern – bei schönstem musikalischen Anspruch – so zu spielen, wie uns und den Leuten der Schnabel gewachsen ist. Und so tritt die Serkowitzer Volksoper seither regelmäßig als unkonventionelles, bewegliches Ensemble in Erscheinung, das sich mit seinen an Uraufführungen grenzenden Arbeiten lustvoll und ernsthaft (!) einmischt. Sie lehnt die Oper, obwohl namensgebend, aus Überzeugung ab und widmet sich hingebungsvoll dem Musiktheater; verbindet Weltleid, Albernheit und Wortwitz mit ungestümer Musizierkunst, auch in bitteren Zeiten.

Aus Arlecchinos Mund heißt das: So spiegelt sich die kleine Welt im kleinen, was lebend wahr, will nachgeahmt erscheinen. Mit solchem Anspruch ließe sich eine Zukunft für das Musiktheater sehr wohl erwarten. Aber das erste und stärkste Hindernis, fürchte ich, wird uns das Publikum selbst bereiten. Es ist, wie mich dünkt, angesichts des Theaters durchaus kriminell veranlagt, und man kann vermuten, dass die meisten von der Bühne ein starkes menschliches Erlebnis wohl deshalb fordern, weil ein solches ihren Durchschnittsexistenzen fehlt; und wohl auch deswegen, weil ihnen der Mut zu solchen Konflikten abgeht, nach welchen ihre Sehnsucht verlangt. Und die Bühne spendet ihnen diese Konflikte, ohne die begleitenden Gefahren und die schlimmen Folgen, unkompromittierend, und vor allem: unanstrengend. Denn das weiß das Publikum nicht und mag es nicht wissen, dass, um ein Kunstwerk zu empfangen, die halbe Arbeit an demselben vom Empfänger selbst verrichtet werden muss.

Um nicht die Ungunst unseres treuen Saloppe-Serkowitzer-Kernpublikums, dessen treues Kommen allein unsere Daseinsberechtigung begründet, auf mich zu ziehen, zitiere ich Ferruccio Busoni, mich quasi hinter ihm versteckend. Unser Publikum kriminell veranlagt? Wir hoffen, auch dieses Jahr wieder andere Erfahrungen machen zu dürfen. Unsere Zuhörer und Zuschauerinnen wissen sehr wohl um die halbe Arbeit des aktiven Partizipierens.

Die einmalig bedeutsame Persönlichkeit Busonis, die uns in 2023 die künstlerische Vorlage liefert, zeigt sich, neben der enorm starken musikästhetischen Ausstrahlung, besonders in seiner strikten Ablehnung des Krieges als Kunst, Menschen und Menschlichkeit zutiefst erschütterndes - wenn nicht gar zerstörendes - Geschehen. Busoni erfasste die Ereignisse seismografisch. Lediglich vier Änderungen bewirken, dass Busonis Einschätzung von 1916 tagesaktuell gelesen werden kann: „Ich glaubte, alle Zeiten wären gleich - aber diese ist schlimmer -. Jeder Mensch müsste sich selbst bekämpfen (das ist's worauf zu wenig Wichtigkeit gelegt wird) und jedes Land hätte genug zu tun und zu opfern, um sich selbst zu reinigen. - Und der Digitalisierungs-Wahnsinn ist ebenso wenig vorwärtsbringend, ebenso tödtend und unglückfördernd wie der Krieg. Die großen Konzerne opfern für ihre eigene Genugtuung hundert Tausende von Menschen-Existenzen, nicht anders, als die Kriegsmacher. Schaut man in das Herz des globalen Industriedistriktes, so gibt das ein ebenso höllisches Bild, als das eines Schlachtfeldes. Arbeitende und Soldaten haben ein gleiches Los, eine identische Situation.“

Busoni forderte die Oper als das musikalische Gesamtkunstwerk im Gegensatz zum Bayreuther Gesamtkunstwerk. Die Oper sollte als Scheinwelt sich darbieten, nicht das Publikum als Wirklichkeit packen und damit das private Gefühl des Einzelnen ansprechen: sie sollte ihn zum geistigen Empfangen führen.

Arlecchino ist nicht einmal für Serkowitzer Verhältnisse ein abendfüllendes Werk. Die beste Gelegenheit also, einen zweiten Akt zu erschaffen, der Kompositionen von Schülern und Kolleg:innen Busonis wie Kurt Weill, Ernst Krenek, Erwin Schulhoff, William Walton oder Rosy Wertheim verwendet.

Busoni war ein großzügiger, ein generöser Charakter, und er war von einer Weltoffenheit, die sich durch einen im Laufe seines Lebens immer größer werdenden Überblick zum Weitblick öffnete – ein Weitblick freilich, der von Toleranz bestimmt und eine Toleranz wiederum, die nicht unkritisch war.«